Regiekonzept

Der Versuch, das Projekt "VerschwindiBUS" auf die Bühne oder besser gesagt "auf Fahrt" zu bringen, ist nach meinem Dafürhalten lohnenswert, und dies aus mehreren Gründen: Zunächst  handelt es sich ganz einfach um eine aktuelle Geschichte, die allgegenwärtig und stark in unserer "bewegten" Kultur wiederzufinden ist. Es kann gar nicht anders sein, als dass in diesem "bewegten Theater"
bus tunnelAntworten auf Fragen auftauchen werden, die unser aller Leben bestimmen: Wie gehen  wir  mit  der immer schneller werdenden, "sich ständig bewegenden" Gesellschaft um. Wann machen wir Halt und wozu? Wie werden wir damit fertig und kommen wir noch mit oder hinterher?

Was auf den ersten Blick wie eine banale Kaffeefahrt aussieht,
ist eine Reise, ein "Stop and go". Dabei sind Schauplatz und Haltestellen austauschbar. Und doch möchten wir "zuhause" Halt machen, dort wo wir "daheim" sind. In unserer Stadt, in unserem Kanton, dem Thurgau. Oder in Gastspielen in der "Fremde".

Wir suchen die Begegnung mit dem Alltag und dem, was wir täglich sehen und übersehen. Ich werfe mit meinem Regiekonzept Fragen auf nach dem was scheint und dem was ist. Die Zuschauer sitzen in einem Bus und besuchen Orte ihres eigenen, alltäglichen Lebens. Ob sie zu diesen Orten bereits einen direkten, persönlichen Bezug hatten oder nicht, sie werden konfrontiert. Als Besucher, Zuschauer und Erleber.

Wir erzählen eine Geschichte, die austauschbar scheint, so einfach wie die Aufführungen und Erklärungen eines Reiseleiters bei einer Stadtrundfahrt und "Sightseeing Tour".

Einen "roter Faden" bietet die Geschichte der behaupteten, fiktiven Frau und Ihrem Leben und ihren "Lebensstationen" vor Ort. Durch diese Geschichte auf unserer "Bustour" werden die Zuschauer angelockt und diese dient als Ausgangslage für unsere "Haltestellen".

zuhauseAn diesen Stationen erleben die Zuschauer die eigentliche Geschichte. Wobei es sich eher um "Eindrücke" oder wie ich es nennen möchte "Erlebnis-Momente" handelt. In kleinen Dramatisierungen, gespielten Szenen, erleben die Zuschauer scheinbar zufällige Situationen im Alltagsleben ihrer Stadt, an den "Spielorten" unserer Tour.

Die Schauspieler spielen verschiedene Figuren, die den Zuschauern im Bus oder an den Stationen (raffiniert und ausgeklügelt platziert und positioniert) wieder und wieder begegnen.

Dabei liegt mein Fokus bei der Entwicklung der Figuren durch die Begegnung der Zuschauer in der Interaktion zwischen "Tourist", also Zuschauer, und der dargestellten Figur.

Der Zuschauer wird überrascht sein und darf der Frage nach gehen, was nun zur einfachen "Führung" dazu gehört und was vielleicht einfache Realität ist.

In  dieser Arbeit  soll den Protagonisten höchste Aufmerksamkeit geschenkt werden.

Die Protagonisten sind natürlich die agierenden Schauspieler. Wobei durchaus der Eindruck entstehen wird, dass das Publikum zu "Mitspielern" wird. Wie ich finde, ist es in der heutigen Zeit von "3 D" und "interaktiven Rollenspielen" (Computerwelt) nicht reizlos, diese Theater-Erlebnis-Welt zu eröffnen.
Zur Entwicklung der Schauspieler in unserem Stück. Diese sind in gewisser Weise aktive Spieler und dennoch verkörpern sie passiv-agierende Rollen, die in ihrem banalen "Da-sein" an den jeweiligen Orten und in den jeweiligen Situationen "gefangen " sind. Dieses ständige  Schwanken  zwischen  demütiger  Passivität  und  dem Versuch, Unglück und Misserfolg zu verstehen und zu überwinden gibt einen Anreiz, der Entwicklung des Stückes hin zu einem Endpunkt zu folgen. Der Zuschauer wird die Sehnsucht spüren, anzukommen.

 

Spielfassung

uhrEine dynamische Folge kurzer Szenen mit vielen Schnitten und Sprüngen lässt die epische Länge eines Theaterstückes hinter sich.

Zeitliche Überschneidungen sind möglich an den verschiedenen Spielstationen. Dieses Konzept erfordert von den Spielern/innen ein schnelles Umschalten. Der schnelle  Wechsel  von  Szene  zu  Szene  erfordert  hohe schauspielerische Flexibilität. Das ist der Grund, weshalb alle Figuren von ausgebildeten  Schauspielern/innen  gespielt  werden.

Das Bühnenbild ist das Innere des Busses und die Aussenwelt. Je nach Wetter, wir spielen bei jedem Wetter, ergibt sich eine ganz eigene, spezielle Stimmung.

 

Fazit

daheimDiese "Reise" ist mehr als eine gewöhnliche Stadtführung und Stadtrundfahrt, es ist ein Erlebnistheater der eigenen Art. Orientiert am Projekt des Theater Hamburg 2003: "Theatertaxi". Eine einfache, klare Geschichte zur Orientierung lässt Raum zur Entwicklung einzigartiger, situativer und spontaner Improvisationen und Interaktionen der Spielenden und Zuschauer. Dies eröffnet ein unvergessliches, spezielles Theatererlebnis. Es öffnet die Augen der Zuschauer für das, was schon immer da war und ist, vor Ort, am Heimatort der Zuschauer. Durch die Erfahrungen von Rexers Dinnerevents mit Situations- und Improvisationstheater ist eine professionelle Umsetzung dieses Konzeptes gewährleistet.
Ein aktuelles Theater, eine zeitgerechte, moderne Form bietet ein erfrischendes Theatererlebnis. Wir müssen nicht nach Zürich, München oder Amsterdam um eine spezielle "Sightsseeing Tour " live zu erleben. Unser Alltagstheater ist da wo unsere Zuschauer sind. Zuhause.

Florian Rexer

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